SAKURA & HANAMI
Die japanische Kirschblüte. Das
ist schon eine ganz besondere Beziehung zwischen den Japanern und ihren
Kirschbäumen. Besonders wenn es Frühling wird und diese in voller Blüte
stehen.
Anfangs musste ich sehr darüber
schmunzeln, wie oft Leute vorbeikamen um Oka-san zu fragen, wann denn
die Bäume (besonders die große Trauerkirsche) beginnen würden zu blühen.
Nachdem die Bäume aber in weiß, hellrosa und strahlend pink
erstrahlten, verstand ich auf einmal die Obsession.
Sakura sind einfach
wunderschön!! Und ich bin froh, dass ich meinen Aufenthalt in Japan
verlängern konnte und somit die Chance erhielt, dieses Blütenmeer mit
eigenen Augen sehen zu können. Ansonsten hätte ich mich wohl spätestens
bei den ganen Fotos meiner Freunde sehr geärgert.
Die Blüten beginnen etwa ab
Mitte/Ende März in Kyushu zu blühen und diese "Kirschblütenfront"
wandert dann von Nordosten bis ca. Anfang Mai nach Hokkaido, sodass ganz
Japan nach und nach in einem weiß-rosanen Blütenmeer ertrinkt. Während
dieser Zeit wird diese "Kirschblütenfront" sogar in der Wettervorhersage
angekündigt!

Ich glaube der Frühling, bzw.
die Kirschblüte, ist wohl die einzige Zeit im Jahr, in der die sonst so
zurückhaltenden Japaner richtig "wild" werden.
Beispiele? Na ja,
neben der ständigen Fragegerei, wann denn nun die Bäume endlich blühen,
hat ein Mann diese Disziplin wirklich auf die Spitze getrieben: Eines
mittags stand nämlich eben dieser Mann draußen vor Oka-san's Haustür und
schrie immer wieder "Hallo" und klopfte wie wild an ihre Haustür. Was
er nicht wusste: Oka-san war nicht zu Hause. Wegen der Lautstärke und
Ausdauer, mit die der Herr diese Aktion vollführte, gingen wir davon
aus, dass irgendetwas passiert sein musste (ein Autounfall
beispielsweise...) und fragten nach. Es ging natürlich um den über 200
Jahre alten Trauerkirschbaum: Der Herr wollte ebenfalls lediglich
wissen, warum dieser noch nicht blühe und ob wir wüssten, wann er denn
endlich in seiner rosa-pinken Pracht strahlen würde.

Ein weiteres Beispiel stellt
wohl Hanami da. Während die Sakura blühen, feiern (gefühlt) fast alle
Bewohner Japans wohl Hanami; sowohl mit Freunden, Kollegen, als auch
natürlich der Familie. Hanami wird überall dort gefeiert, wo Kirschbäume
stehen. Das heißt also auch in Oka-san's Garten! Täglich kamen so viele
Menschen um Fotos von den Kirschbäumen zu machen (das ging von morgens
bis nachts so! Gerne auch noch nach 1 Uhrs morgens...) und es sich mit
einer Decke auf dem Boden gemütlich zu machen. Dann wurden die Bentos
ausgepackt und gegessen, manchmal auch Alkohol getrunken.
Einen Tag waren wir bei Oka-san zum Hanami eingeladen. Ihre Cousinen und Cousins waren ebenfalls zu Besuch. Alles ganz wunderbare und niedliche ältere Leute, die sich sehr um Verständigung bemüht haben. Außerdem gab es jede Menge leckeres Essen und wir durften Sakura Yokan (hier habe ich bereits diese traditionelle Süßigkeit erklärt) probieren. Kirschblütengeschmack ist...eigen, aber irgendwie doch ganz lecker.

Mit meinen Mitbewohnern Kathi
und Nathalie habe ich selbst ein kleines Hanami im Peace Park
abgehalten. Überall saßen (vorallem alte) Leute auf Decken und aßen und
tranken feuchtfröhlich, während sie die Kirschblüten betrachteten. In
einigen Parks werden die Blüten auch angestrahlt, damit man sich auch zu
später Stunde noch ihre Schönheit erfreuen kann.
Als "Westler" fällt man ja
immer etwas auf und so wurden wir desöfteren gefragt, ob wir nicht
Fotos mit den Leuten machen könnten oder uns einfach nur in unserem
kleinen Ausländergrüppchen ablichten lassen könnten... Ehrlich gesagt
frustriert mich das mittlerweile sehr, dass man auch nach über 6 Monaten
immer noch angestarrt und ständig um Fotos gebeten wird - selbst von
Leuten, die in der Nachbarschaft leben und einen mittlerweile 1000 x
gesehen haben sollten...